Peer-to-Peer Feedback: Ein Schlüssel zur Lernkultur

Lernen beginnt dort, wo wir arbeiten. Um eine nachhaltige Lernkultur in Unternehmen zu schaffen, müssen viele kleine Puzzleteile zusammengesetzt werden. Eines dieser Puzzleteile ist Peer-to-Peer-Feedback – das Geben und Empfangen konstruktiver Rückmeldungen unter Kolleg:innen, um sich individuell und als Team weiterzuentwickeln.

Während meiner Zeit als Trainer bei Apple Retail durfte ich erleben, wie eine gut eingeführte Feedbackkultur Teams transformieren kann. Damit Peer-to-Peer-Feedback funktioniert, müssen jedoch einige Grundfragen geklärt werden:

  1. Was ist Feedback, und wozu dient es?

  2. Wann wird Feedback gegeben?

  3. Wie wird Feedback gegeben?

  4. Wie empfangen wir Feedback?

1. Was ist Feedback, und wozu dient es?

Feedback ist ein essenzieller Bestandteil einer lebendigen Unternehmenskultur. Es geht nicht darum, einmal im Jahr bei Jahresgesprächen Rückmeldungen zu geben, sondern kontinuierlich konstruktive Beobachtungen zu teilen. Ziel ist es, der empfangenden Person ein objektives Bild ihres Verhaltens zu vermitteln und blinde Flecken sichtbar zu machen. Diese „toten Winkel“ haben wir alle (oft ohne es zu wissen). Feedback fördert die persönliche Weiterentwicklung und stärkt gleichzeitig die Teamdynamik.

2. Wann wird Feedback gegeben?

Zeitnähe ist entscheidend

Feedback sollte so zeitnah wie möglich gegeben werden. Niemand möchte Feedback zu einer Situation erhalten, die „gefühlt 1000 Jahre her“ ist. Direkte Rückmeldungen nach einer Beobachtung (z. B. nach einem Kundengespräch oder Meeting) sind am effektivsten. Das bedeutet nicht, dass das Zeitfenster für Feedback nach wenigen Minuten schließt. Manchmal ist ein späterer Moment besser, aber die Devise bleibt: so bald wie möglich.

Beobachtung als Basis

Feedback basiert immer auf eigenen, objektiven Beobachtungen. Wenn ich beispielsweise sehe, dass ein Kundengespräch nicht optimal lief, kann ich gezielt darauf eingehen und mögliche Lösungen vorschlagen.

Veränderbarkeit

Feedback sollte sich auf Aspekte beziehen, die die empfangende Person ändern kann. Ein vages „Du wirkst unsympathisch“ ist weder hilfreich noch konstruktiv. Besser ist: „In unserem Meeting hast du dich sehr sachlich ausgedrückt, was bei manchen distanziert wirken könnte.“

3. Wie wird Feedback gegeben?

Respektvolle Haltung

Die Grundprämisse für Feedback lautet: „Ich bin okay, du bist okay.“ Wir gehen davon aus, dass die andere Person nicht absichtlich negativ handelt. Respekt zeigt sich auch darin, vorab um Erlaubnis zu fragen: „Hey, ist es okay, wenn ich dir kurz Feedback gebe?“ Die empfangende Person darf ablehnen. Sei es aus Zeitmangel oder weil sie gerade nicht offen für Rückmeldungen ist.

Struktur des Feedbacks

Ein gutes Feedback folgt einer klaren Struktur:

  • Beobachtung: „In unserem Meeting hast du dich sehr sachlich und direkt ausgedrückt.“

  • Wirkung: „Das könnte bei manchen im Team distanziert wirken.“

  • Vorschlag: „Wenn du zu Beginn etwas Small Talk machst oder auf persönliche Beiträge eingehst, könnte der Kontakt wärmer wirken.“

4. Wie empfangen wir Feedback?

Feedback ist ein kontinuierlicher Prozess. Niemand ist perfekt, und wir alle haben sogenannte “blinde Flecken” oder “tote Winkel”. Es sollte als Werkzeug für die eigene Weiterentwicklung gesehen werden. Wichtig ist, aktiv um Feedback zu bitten, anstatt darauf zu warten, dass es angeboten wird. Selbst ein „Ich habe nichts, was ich anders gemacht hätte“ ist eine wertvolle Bestätigung.

Eine Feedbackkultur lebt davon, dass jedes Teammitglied (inklusive Führungskräfte) Feedback einfordert und annimmt. Nur so wird Feedback zu einem unverzichtbaren Instrument für Lernen und Wachstum.

Fazit

Peer-to-Peer-Feedback ist ein mächtiges Werkzeug, um Lernkultur in Unternehmen zu fördern. Doch es entfaltet seine Wirkung nur, wenn es richtig eingeführt und gelebt wird. Mit klaren Regeln, Respekt und einer offenen Haltung kann Feedback Teams und Einzelpersonen nach vorne bringen. Wie etabliert ihr Feedback in eurem Unternehmen?

Interesse an einem Austausch? Dann melde dich direkt bei mir und lass uns sprechen!

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